
Mario, der GMAC-Macher hatte in seinem Plakat verkündet "Flutlichtspiele sind die besten!". Am Parkplatz angekommen konnte ich diese Meinung nicht uneingeschränkt teilen. 4°C und eine gefühlte Luftfeuchtigkeit von 100% in einer dunklen Herbstnacht sind nicht mein Traumwetter für Bergfunkaktivitäten. Beim Aufstieg kam ich mir vor wie eine Dampflok: Jeder Atemzug kondensierte in einer Dampfwolke, die sich im Schein der Stirnleuchte in eine weiße Wand verwandelte und mir die Sicht versperrte. Zum Glück ist der Weg auf den Farmdenkopf einfach und mir auch gut bekannt. So kam ich ohne Probleme auf der Aussichtsplattform an.
Dort empfing mich der unvermeidliche Wind, während im Tal teils der Nebel lag - kein gutes Vorzeichen für Tropo-Verbindungen. Vom Regen des Tages war alles naß, also ein Fall für die Plastiktüten als Unterlage. Pünktlich um 19:00 startete ich die CQ-Schleife des Icom 9700 komfortabel über eine Down-Mikrofontaste. Dank einer genauso einfachen wie nützlichen Modifikation des Mikrofons habe ich jetzt den Wasserfall im Blick und muß nicht die Bildschirmansicht für die Sprachspeicher im Display haben. Daß Icom nicht selbst daruf gekommen ist, die nutzlosen Up- und Downtasten des Mikrofons für die Sprachspeicher zu nutzen?
Sofort kam Achim, DL7UKA zurück und ich hatte bereits um 19:00 das erste QSO im Log. Die nächsten Minuten war es dann erstmal still. Doch dann um 19:05 die erfreuliche Überraschung: Andy, DL2DVE ist leise, aber gut lesbar. JN58, ein seltenes Großfeld im GMAC und 267 km. Andy hatte auch extra pünktlich im QRL Schluß gemacht und seine 4ele Yagi im Dachboden nach Norden ausgerichtet. Sein IC706MK2G ist zwar immer etwas neben der Frequenz, aber nach Aufspüren der RIT-Taste am IC 9700 war auch das kein ernstes Problem.
Danach war bis 19:09 erstmal wieder Stille, während die CQ-Schleife mit 100 W an der Akkukapazität zehrte. Immerhin, Tom DL1ASA/p von DM/HE-314 hatte mich trotz falscher Antennenrichtung gehört und nach einer beherzten Antennendrehung mit dem Armstrong-Rotor war das S2S mit komfortablen Rapporten im Log. Ganz im Gegenteil verhielt es sich zu Erich, DF9IR. Was sonst immer ganz brauchbar geklappt hatte, schien bei den schlechten Bedingungen diesmal zu mißlingen. Sollte ich über einer Temperaturinversionsgrenze sitzen, abgeschnitten von allen Stationen darunter? Nach zähem Kampf bekam ich magere 21 von Erich - enttäuschend für meine 100 W an der 6-Element. Die Minuten vergingen, die CQ Schleife orgelte, aber niemand kam zurück. So inspizierte ich in den Empfangsphasen den Wasserfall - Vorsprung durch Technik

Kurz vor 20:00 höre ich erstmals Pom, DP9X und so ist das zweite S2S im Log. Kurz nach 20:00 klappt es auch mit Mario, DL4MFM/p. Auf meine Bemerkung, die angekündigte Flutlichtbeleuchtung würde fehlen, meint Mario, er hätte den Mond angestellt. Stimmt. Zeitweise ist der Mond zu sehen, zeitweise sitze ich aber auch im Nebel oder in Wolken. Die Feuchtigkeit schlägt sich überall nieder, auch auf dem noch fast neuen IC9700. Hoffentlich macht der das auf Dauer klaglos mit.
Ein weiteres Novum bringt der übliche Kontrollbesuch des Sicherheitsdienstes gegen 20:30. Auto abstellen am Wendeplatz innerhalb des Zauns und Leuchten mit der Taschenlampe kenne ich schon von einigen vorhergehenden Terminen. Ja, ich kann mit meiner Taschenlampe auch zurückleuchten. Diesmal fährt der Sicherheitsmensch mit dem Auto am Aussichtspunkt vorbei und bleibt kurz danach stehen. Ausgestiegen ruft er "Sicherheitsdienst", was ich mit "Ich mache hier nur etwas Funkbetrieb. Alles in Ordnung." beantworte. Nachdem seine Neugierde befriedigt ist und ich keine Anstalten mache, das Pumpspeicherkraftwerk in die Luft zu sprengen oder im Oberbecken Suizid zu begehen, zieht er wieder ab. Ob das Sicherheitspersonal Meldungen schreiben muß, daß an jedem ersten Dienstag im Monat ein komischer Typ mit genauso komischen Antennen in der Nacht an der Aussichtsplattform rumsitzt?
Die Bedingungen sind mies und nur mühsam kommen vier Dänen ins Log, zeitweise scheint das Band komplett leergefegt. Gegen 22:00 ist dann G4IRC ausgesprochen leise zu hören, aber trotz zahlreicher Anrufe hört er mich nicht. Nach drei Stunden ist der 8,4 Ah Akku nun schon ziemlich leer, also stecke ich für die letzte Stunde auf den 4,2 Ah Akku um. Schließlich zahlt sich die Suche nach neuen Stationen auf dem fast leeren Band aus: G4RUL/p kommt bei günstiger Antennenrichtung brauchbar an und mit etwas Mühe um 22:11 auch ins Log. 759 km und 500 Punkte für ein neues Großfeld, ein Lichtblick bei den sonst miesen Bedingungen. In den folgenden 49 Minuten schaffe ich gerade mal ein weiteres QSO: OK1TEH nach seinem mißglückten Sked mit einer PA-Station. So geht der Showdown um 23:00 mit respektablen 44 QSOs und 19 Großfeldern zu Ende.