August 2018
DP9X DM/SA-001 Brocken 1142 m asl JO51HT
24° C abnehmend, Wind 2 bft in Böen 4 bft
s2s: DM7n DM/NS-036 Dörenberg 182 km
ODX: G6DOD/p IO90JO 835 km
Manchmal passen alle Umstände wie Arsch auf Eimer: Freie Tage, keine Tropobedingungen von oder nach irgendwo in Sicht und die unsägliche, anhaltende Hitze in der Norddeutschen Tiefebene. Im Falle großer Hitze fährt der regionshannöversche Flachlandtiroler traditionell quasi reflexartig in den Harz mit seinem pi mal Daumen 10° C niedrigeren Temperaturniveau. Bevor ich diesem Reflex nachgegeben habe, hatte ich noch die üblichen Funkwetter- und Inversionsschichtenvorhersagen gecheckt: Nichts zu erwarten, also die vermutlich in mehreren Jahren einzige Möglichkeit, den Brocken erstmalig und erfolgreich zum Dienstags-GMAC zu aktivieren.
Der freie Montag wurde genutzt, um 5-Elli mal einer gründlichen Wartung zu unterziehen. Außer den Gewindestifte, die die Elementhälften zusammenhalten, musste trotz eines Jahres wettbewerbsmäßigen Portabeleinsatzes nichts ersetzt werden. Sie waren bei diversen Unfällen verbogen worden. Ein kollabierender Mast dürfte ab jetzt weniger das Thema sein, denn der neue 10 m-Mast von DX-Wire feierte GMAC-Premiere. Er macht einen wesentlich besseren Eindruck als das aktuelle Billigding von Wimo, das er 1:1 ersetzt (was erstaunlich ist, so weit wie ich alle Komponenten meiner Station aufeinander abgestimmt habe). Zu guter Letzt habe ich dann noch die zwei Jahre alte Idee mit der Neulackierung des FT-857 umgesetzt. Es geht ja auf keine Kuhhaut, wie stark die Sonne das schwarze Gehäuse aufheizt. Und ich hatte keinen Bock mehr, andauernd auf dem Berg dem Sonnenschutz fürs Gerät hinterherzulaufen, während eine Windböe ihn gerade wegtrug.
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Als ich am Parkplatz in Torfhaus ankomme, pfeift mein Schwein. Glaube ich. 33° C im Oberharz! Auch im Wald auf dem Goetheweg ist die Temperatur gefühlt nicht niedriger. Dummerweise bin ich trotz Urlaub spät dran und mein Plan, auf dem Gipfel am Kiosk ein bis zwei kalte Pilsetten für die Aktivierung zu erstehen, wird unwahrscheinlicher. Ich gehe erstmal mein normales Tempo und wundere mich, dass ich eher früh den Quitschenberg passiere. Noch vor dem Eckersprung muss ich eine erste Trinkpause machen. Bis hier ist der Weg eher flach, trotzdem habe ich gefühlt bereits einige Liter Wasser ausgeschwitzt. Mit den zweieinhalb Litern an Getränken werde ich nicht auskommen, wird mir klar. Als ich etwas später den ehemaligen Todesstreifen betrete, bin ich nur noch normal in der Zeit. An der ersten ernstzunehmenden Steigung vor dem Bahnhof Goetheweg muss ich schon wieder trinken. Und verschnaufen. Bis hier konnte ich meist auf der Schattenseite des Weges gehen, aber am Bahnhof beginnt die 'ungeschützte' Etappe. 18 Uhr Küchenzeit ist durch, aber die Sonne brennt weiter. Normal kreuzen drei Bäche den Weg auf dem Abschnitt bis zur Brockenstraße. Ich will mich etwas erfrischen, aber keiner der Bäche führt Wasser. Als es gar nicht mehr geht, mache ich eine Pause im Sitzen und kippe mir einen großen Schluck meines warmen Wassers über den Kopf. Das habe ich beim Hannover-Marathon so gesehen. Es ist schrecklich und die Soße, die das Wasser runterspült, schmeckt ekelhaft salzig, wie Ringer-Laktatlösung. Warum machen die Athleten sowas? Die Frage beantwortet sich nach eine knappen Minute, als ein belebender Kühlungseffekt einsetzt. Das ganze nochmal, den Rest Wasser getrunken, ich fühle mich besser und weiter geht's.
Auf der steilen Brockenstraße verschwindet die Sonne kurz nach der Kehre hinter dem Berg. Ich höre den Pfiff des letzten Brockenzuges für heute, der quasi das Ende der Öffnungszeit für die Gipfelbewirtschaftung bedeutet. Das mit dem Bier wird also nichts, dabei habe ich solch einen Brand! Etwas mehr Geduld hätten die wirklich haben und die paar Minuten auf mich warten können! Verwundert stelle ich beim Blick auf die Uhr fest, dass ich unter zwei Stunden für die Strecke geblieben bin. Das hat sich ganz anders angefühlt. Ich habe Durst wie eine vulkanische Bergziege und mein Vorrat beträgt noch ein guter Liter Wasser und ein knapper halber Liter Milch.
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Immerhin ist die Temperatur hier angenehm. 24° C mit einer böigen Brise. Ich suche mir ein Plätzchen am Nordhang, mache erstmal einen Tee und baue mein Shack auf. Hier ist es wenig windig und der Pfad in die Zielgebiete OZ, SM, G, Westfalen ist frei. DB7MM hat dadurch das Nachsehen und der s2s mit ihm klappt nicht. Neben dem Hang stehen auch die Gebäude auf dem Brocken mitten im Weg. DM7N ist heute beinahe doppelt so weit weg wie sonst, aber auch hier brüllend laut. Dann gibt es noch zwei Summit-to-pimple Kontakte mit DJ6OL/P (Ölberg Wietze) und DL7BF/p (Wietzeblick Langenhagen). Beide Landschaftspickel erfüllen aber nicht mal GMA-Anforderungen.
Die Bedingungen sind wie erwartet mau, aber durch die enorme Höhe kommen überdurchschnittlich viele Skandinavier und fünf Gölfe ins Log und mit JO86 und JO67 sogar zwei neue Felder. Verglichen mit Mario habe ich sehr wenig WNA-Stationen im Log. Irgendwie schirmen wohl die ganzen Gebirgsketten drumherum Westfalen gut ab.
Als alles Wasser zu Tee verarbeitet und ausgetrunken ist, habe ich immer noch enormen Durst und musste trotz des ganzen Tees nicht ein einziges Mal hinter dem Shack verschwinden. Offenbar mute ich meinem Wasserhaushalt gerade etwas vollkommen Fieses zu. Aber es wird ja wohl irgendwo einen zugänglichen Wasserhahn geben, von dem ich mir nach der Wettbewerbszeit etwas abzapfen kann. Pustekuchen! Die Toiletten sind verschlossen. Wovor haben die hier Angst? Dass jemand nachts kilometerweit bergauf durch den Wald latscht, um ein Klo zu demolieren?! Auch sonst findet sich an keiner Hauswand ein Wasserhahn und so mache ich mich ohne Wasser auf den Rückweg. Der Goetheweg ist nachts wesentlich angenehmer zu gehen als ein Forstweg in meiner Homezone Leine- und Weserbergland, wo man eigentlich immer auf der Hut sein muss, nicht in eine Wildschweinrotte reinzulaufen. Der Rückweg dauert anderthalb Stunden, auch weil ich vom Gedanken an die Flasche Jever bleifrei, die noch im Auto liegt, angetrieben werde. Sie ist piwarm, es schmeckt abstoßend, aber immerhin habe ich am Mittwochmorgen kurz vor ein Uhr Ortszeit endlich mein Bier.
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- Netzkarte August 2018
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Ahoi
Pom
Dat beste am Norden is, dat dat alln so blivt wie dat is.